Göttinger Wut-Bürger

Das Busnetz in Göttingen soll angepasst werden und ab November 2014 reformiert an den Start gehen. Letzten Montag, am 21. Oktober, fand in der wp:Paulinerkirche (Göttingen)|Paulinerkirche ein so genanntes Bürgerforum statt, bei dem die Göttinger sich über das Vorhaben von Verkehrsplanern und Göttinger Verkehrsbetrieben (GöVB) informieren konnten. (mehr …)

Get Well Soon

Am Samstag war ich im Kulturzelt Kassel, wo wp:Get Well Soon|, ein Musikprojekt rund um den Schwaben Konstantin Gropper, gastierte. Zum Glück hatte ich mich entschieden, mir das Spektakel anzuschauen. (mehr …)

Ein Semester mit dem Kulturticket

Seit dem letzten Wintersemester gibt es für Göttinger Studenten ein sogenanntes Kulturticket. Das ist eine feine Sache, ermöglicht es doch freien oder erheblich reduzierten Eintritt zu verschiedenen Göttingern Kultureinrichtungen. Darunter kann man kostenlos in alle Theater (wp:Junges Theater Göttingen|JT, wp:Deutsches Theater Göttingen|Deutsches und wp:Theater im OP|ThOP) gehen und etwa Konzerte im Apex anschauen. Außerdem kann man sich die Sammlungen der Universität und das Stadtmuseum angucken. Für damals noch 7,60 Euro1 im Semester. Hier meine persönliche Bilanz des ersten Semesters: (mehr …)

Wikipedia meets Landtag

Gestern und heute fand das wp:Wikipedia:Landtagsprojekt/Niedersachsen|Landtagsprojekt der Wikipedia im Niedersächsischen Landtag in Hannover statt. Dabei geht es darum, von den Abgeordneten und den Regierungsmitgliedern professionelle Fotos zu machen, die dann der Wikipedia unter einer freien wp:Creative Commons|CC-Lizenz zur Verfügung stehen – und damit der ganzen Welt. Schon 2009 hatte es, ebenfalls in Hannover, das wp:Wikipedia:Hannover/Projekt Landtag|erste Landtagsprojekt in Deutschland gegeben, damals übrigens noch ohne Wikimedia Deutschland.

Gestern habe ich mir dann mal angeschaut, was bei solche einem Projekt so passiert und bin in aller Frühe (Metronom um 7:07 Uhr) nach Hannover gefahren, um einigermaßen pünktlich anzukommen. Den Landtag erreicht, lotsten mich die Sicherheitsaufpasser dann auch direkt zu den Wikipedia-Kollegen in die obere Wandelhalle. Dort waren alle schon fleißig im Aufbau begriffen. Und ich packte mit an, half, eine Blitzanlage zusammenzusetzen. Durchaus kein leichtes Unterfangen für einen handwerklich-praktisch eher Unbedarften wie mich. Doch irgendwann stand das Ding.

Ich posiere zur Probe und werde zurechtgerückt. (Foto: Marcus Cyron, CC-BY-SA 3.0)

Insgesamt gab es fünf Stationen, die die Politiker durchlaufen sollten. Als erstes wurden sie – nach Empfang mit Gummibärchen und Wikipedia-Merchandise wie Bleistiften, Pins und Aufklebern – in die Maske gebracht. Dort warteten Kosmetik-Auszubildene von der BBS Springe auf die Damen und Herren Volksvertreter. Anschließend gab es drei Fotostationen, an denen je unterschiedliche Fotografen mit unterschiedlicher Ausrüstung die Fotos machten. Eine Fotografengruppe war nicht von Wikipedia, sondern die Foto-AG vom Gymnasium Melle. Zuletzt konnten die Politiker einen Blick auf den Artikel über sie werfen, ihn kommentieren und Verbesserungen und Korrekturen anregen, die ein Wikipedia-Autor dann umsetzte und dabei zeigte, wie das funktioniert.

Ich stehe am Empfang, aber bin natürlich trotzdem neugierig, was andernorts passiert. (Foto: Marcus Cyron, CC-BY-SA 3.0)

Der Andrang war sehr unterschiedlich, besonders, weil gleichzeitig eine Plenarsitzung stattfand. Dennoch, manchmal kam ein ganzer Pulk und wollte fotografiert werden. Oder sich zumindest am Empfang bei den Gummibärchen bedienen – das war vor allem bei der Presse äußerst beliebt. Manche Politiker kamen allein, andere in Grüppchen. Bei wieder anderen hat sich zuerst der Referent erkundigt, wie der Ablauf ist und wie viel Zeit man einplanen muss.

Und plötzlich warteten alle nur auf einen, auf wp:Stephan Weil, unseren Ministerpräsidenten. Vorher war natürlich schon seine wp:Anke Pörksen|Regierungssprecherin da und hat die Lage gecheckt. Und plötzlich war er da, eine halbe Stunde später als angedacht. Dann ging alles ganz schnell, Maske, ein paar Fotos und ab. Mehr Zeit hatte er leider nicht.

Um 17 Uhr habe ich mich verabschiedet, um an einer Veranstaltung im Schloss Herrenhausen teilzunehmen, wp:Roger Willemsen, den ich sehr schätze, sprach dort über »Kritik und Engagement – Artikulationsformen einer außerparlamentarischen Opposition«. Spannend, aber auch intellektuell sehr herausfordernd. Dazu vielleicht später an anderer Stelle mehr. Anschließend habe ich dann zum Ausklang einige Wikipedianer in einem griechischen Restaurant wiedergetroffen, wo wir noch ein bisschen quatschten und tranken, bevor ich dann mit dem letzten Metronom um 23:36 zurück nach Göttingen gefahren bin.

Insgesamt ein spannender Tag, an dem auch ich als Nicht-Fotograf ein paar interessante Eindrücke gesammelt habe.

Alle entstandenen Fotos finden sich bei Wikimedia Commons unter wp:commons:Category:Landtagsprojekt Niedersachsen 2013|Landtagsprojekt Niedersachsen 2013.

ZESS-Stress – damals

Mit der1Zentralen Einrichtung für Sprachen und Schlüsselkompetenzen (ZESS) verfügt die Universität Göttingen über ein grundsätzlich ganz tolles Fremdsprachen- und Soft-Skill-Zentrum. Schließlich bietet sie ein breites Angebot an Kursen für derzeit 13 Sprachen, darunter neben Englisch und Spanisch auch Arabisch, Chinesisch und sogar Norwegisch und Finnisch. Auch im Bereich der Schlüsselkompetenzen kann man viel machen, zum Beispiel Seminare über Führungskompetenz und Rhetorik oder auch Stimm- und Sprechtrainings.
In diesem Gebiet hatte ich sogar 2011, bevor ich nach Finnland befahren bin, einen Kurs belegt, um das »gerollte Zungenspitzen-R« (fachlich: den stimmhaften alveolaren Vibranten [r]) artikulieren zu lernen.2 Hat geklappt!

Was nicht so gut geklappt hat, ist Folgendes: Im August 2012 wollte ich mich gerne für einen Finnischkurs anmelden, der in den Ferien stattfinden sollte. Das Prüfungsverwaltungssystem hat mir beim Anmeldeversuch mitgeteilt, dass ich die nötigen Vorraussetzungen für den Kurs nicht erfüllte. Es handelte sich um einen Kurs der Grundstufe III (also etwa GER-Niveau A2), aber das sollte kein Problem sein, schließlich war ich in Finnland und hatte davor auch schon Kurse besucht.

Obligatorisch ist ohnehin ein Einstufungstest, den man in der ZESS absolvieren muss. Frohen Mutes wollte ich das also machen, um mich danach für den Ferienkurs anmelden zu können. Leider gab es gar keinen Einstufungstest für Finnisch. Super. Dann habe ich gedacht, ich zeige meinen FlexNow-Ausdruck vor, wo zwei alte Kurse, die ich bei den Finnougristen gemacht hatte, verzeichnet sind. Damit bin ich dann zielsicher zum Prüfungsamt der ZESS gelaufen.

Dort erwartete mich eine sehr hektische Stimmung und ich sollte wohl einfach schnell abgespeist werden. Es sei gerade die Anmeldephase und außerdem habe sie jetzt sowieso keine Zeit, teilte mir die Mitarbeiterin wirsch mit. Nachdem ich nicht locker gelassen habe, wollte sie die Beauftragte für nordische Sprachen anrufen, hat dann aber festgestellt, dass sie nicht verfügbar ist. Die FlexNow-Kurse könne man sowieso nicht anerkennen, weil man ja gar nicht wüsste, welches Niveau sie genau hätten. Und wenn ich einen Kurs »Finnisch für Fortgeschrittene I« absolviert hätte, dürfte ich auch nicht den Grundstufe-III-Kurs besuchen, weil ich eh schon ein höheres Niveau hätte!

Herrje! Was für ein Theater! Also habe ich einen Schein von meinem allerersten Finnischkurs rausgesucht, noch von der Uni Gießen. Da war natürlich das Problem das gleiche. Also sollte ich zu den Finnougristen, die das Niveau einstufen sollten (was sie freilich auch nur anhand der Gießener Modulbeschreibung können, und dann kann es auch gleich die ZESS selbst machen). Dort wurde ich auch komisch angeguckt, und am Ende kam nichts bei meinem Besuch dort heraus.

Zwischenzeitlich hatte ich der Dozentin eine E-Mail geschrieben:

Morjens K.
Mä oon Stefan ja olin vaihto-opiskelija Turussa viime vuonna. Aikaisemmin olin jo TS:n kurssilla täällä Göttingenissä (Finnisch für Anfänger II ja Fortgeschritte für Fortgeschrittene I), mut valitettavasti en vielä voin puhua suomea hyvin. Mulla on vain huono sanasto ja siis ajattelin mennä kurssille Grundstufe III loma-ajassa. Täytyykö mun tehdä Einstufungstest vai olisiko ookoo jos lähettäisin sinulle flexnow-tiedot? Ja mikä on kursin oppikirja? Kiitti ja moi!3

Bei ihr klang noch alles optimistisch, sie könne mich, wenn ich meine Daten schickte, beim Prüfungsamt eintragen.
Das hat dann natürlich auch nicht geklappt. Und am Ende wurde der Kurs gestrichen. Zu wenige Teilnehmner.

Mag sein, dass mein Niveau für diesen Kurs zu hoch gewesen wäre. Allerdings bin ich mir da weder sicher, noch denke ich, dass das besonders geschadet hätte. Ich hätte evtl. anderen Kursteilnehmern helfen können und selbst natürlich auch noch etwas neues gelernt. Gegen Wiederholung ist nie etwas einzuwenden, und außerdem ist jeder Kurs verschieden und auch auf der angeblich gleichen Niveaustufe lernt man immer etwas anderes. Das ist doch völlig normal und soll auch so sein. Umso mehr finde ich es schade, dass ich den Kurs nicht besuchen durfte. Bei Kursen, die überlaufen sind, verstehe ich ja, dass man den Zugang (stark) regulieren muss. Aber bei Finnisch? Vielleicht wollte die ZESS auch einfach das Honorar sparen.

Vielleicht schaue ich bald mal, ob es mittlerweile einen Einstufungstest gibt, nach sieben Monaten. Allein aus Neugier, was dabei rauskommt.

Chimerika

Letzten Sonntag war ich mal wieder in einer Ausstellung. Unter dem Namen Chimerika zeigt der Kunstverein Göttingen im Alten Rathaus Werke des chinesischen Künstlers Fu Rao. Als Student habe ich – dank des neuen Kulturtickets – freien Eintritt, was mich dann ermutigt hat, die Ausstellung zu besuchen.

Fu Rao wurde 1978 in Beijing geboren und ist in China aufgewachsen. Seit nunmehr elf Jahren lebt er jedoch in Dresden und studiert an der dortigen Hochschule für Bildende Künste. Sein Werk nimmt dieses Leben zwischen den Kulturen auf, was nicht zuletzt der wp:Chimerica|Ausstellungstitel unterstreicht. Mich haben die Bilder jedoch eher verschreckt, ästhetisch haben sie mich auch nicht sonderlich angesprochen.

Was nun das Motiv der Bikulturalität angeht, konnte ich das auch nur sehr vereinzelt erkennen: Manchmal sind Pandabären zu erkennen, die wohl für die chinesische Kultur stehen, manchmal glaube ich, Elemente westlicher Kulturen zu entdecken, etwa auf dem Bild Chimerika # 07, auf dem im Vordergrund eine westlich anmutende Frau im Bikini zu sehen ist. Erst später hat mir die Aufsicht gesagt, dass die Figuren, die ich für entstellte Menschen mit fratzenhaften Gesichtern gehalten hatte, auch alle Pandabären darstellen sollen. Diese Bären dann in den Kontext westlicher (in dem Fall gar: christlicher) Feste und Traditionen zu stellen – etwa bei einer Weihnachtsszene mit Pandafamilie und Christbaum. Auch die Materialien verbinden beide Traditionen, so malt Fu Rao etwa mit Sojaöl und Bitumen.

Dennoch, insgesamt zu seltsam für meinen Geschmack.

Link: Arbeiten von Fu Rao auf seiner Website

Ein Wochenende in Hessen

Letztes Wochenende war ich mal wieder in Hessen. Besonders nach Gießen zieht es mich immer mal wieder hin. Schließlich muss ich ja schauen, wie sich diese Stadt, in der ich ein paar Jahre gelebt und studiert (ja, auch das!) habe, verändert. Außerdem besuche ich dort immer wieder sehr gerne meinen guten Freund Deissler. Wir plaudern dann über alte und neuere Zeiten, tun immer noch allerlei Quatsch – und trinken mindestens ein Kölsch in der Vanilla Bar. (mehr …)

Von Monstern und Menschen

Of Monsters and Men in Göttingen
Es war voll, es war heiß, es war schön! Of Monsters and Men waren heute im Rahmen des NDR-2-Soundcheck-Festivals zu Gast in Göttingen. Ich hab das vor ein paar Wochen mitgekriegt, als das Konzert im Jungen Theater natürlich schon lange ausverkauft war. Irgendwie bin ich dann doch noch an Tickets gekommen und kam so in den Genuss, die Isländer live zu sehen. Dabei kenne ich sie noch gar nicht so lange1. Erst vor zwei Wochen hatte ich mir die CD gekauft – in der isländischen Version von 2011. Diese unterscheidet sich geringfügig von der späteren europäischen Version, zwei Lieder sind verschieden. Und ausgerechnet Mountain Sound, das ich so gerne mag, habe ich nicht 🙁

Die Monster kamen auf die Bühne, allerdings ohne ihren Keyboarder, der erkrankt war. Zum Glück wollten sie das Konzert nicht absagen, sondern kamen mit Keyboard-Ersatz. Neben uns waren einige Mädels, die sich Tierköpfe aufgesetzt haben, in Anspielung auf den Namen des Albums – My Head Is An Animal – und so die Lieblinge der Band wurden. Was vielleicht auch an den Herzen lag, die sie Richtung Bühne abfeuerten. Insgesamt ging es zügig und mit viel Lala vorwärts. Als das Publikum in bester Stimmung war und sich genügend eingelalat2 hatte, wurde uns mit Little Talks der Hit der Band präsentiert. In der verschwitzt-tanzenden Atmosphäre des Jungen Theaters klang der Song natürlich viel besser als diese komische Aufnahme des NDR. Die Band hätte auch Deutsch gelernt, verkündete Sängerin Nana stolz, als sie den Song Liebe, Liebe, Liebe (auch einer meiner Favoriten und auf der CD natürlich als Love, Love, Love zu finden) ankündigte.

Insgesamt ein ganz toller Abend, wenn es auch noch länger hätte dauern können. Und meine CD ist auch noch unbefleckt und autogrammlos. Nächstes Mal!

Die Bilder sind nicht die allerbesten, aber ich hab auch nicht immer Bock auf Fotos machen.

Zum Schluss noch die Setlist:
Dirty Paws

Hier versteckt sich in der zweiten Zeile der Titel des Albums

From Finner

Es geht um einen Wal mit einem Haus auf seinem Rücken. Darin kann man über die sieben Weltmeere reisen. Auch ein interessantes Fortbewegungsmittel. 3

Slow & Steady
Mountain Sound

Männer singen gegen Frauen an

Skeletons

gecovert von Ichweißnichtwem

Your Bones
Love Love Love

»Liebe, Liebe, Liebe«

King & Lionheart
Lakehouse

»This one is about a house at a lake. It’s called Lakehouse.«

Little Talks

spätestens hier waren natürlich alle textsicher

Six Weeks

Encore

Sloom
Yellow Light

Wissen lokal schöpfen und weltweit sharen

Unter diesem Motto fand am Dienstag, 11. September, in der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Bibliothek Hannover eine Veranstaltung, bestehend aus Vorträgen und einer Diskussionsrunde, statt.

Auf Einladung der Bibliothek und ihres Freundeskreises waren zusammengekommen:

  • Sebastian Sooth, der bei Wikimedia Deutschland e.V. (WMDE) als Projektmanager arbeitet,
  • Christoph Meineke, Bürgermeister der Gemeinde Wennigsen (Deister) und bekennender Freund des Web 2.0, von Social Media und Bürgerbeteiligung,
  • Claudia Wilholt-Keßling, Oberstudienrätin an einem Hannoveraner Gymnasium und Mitarbeiterin der medienpädagogischen Beratung des Niedersächsischen Landesinstituts für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ), sowie
  • meines Erachtens doch erstaunlich viele interessierte Zuhörer, besonders auch aus den Reihen der Noch-nicht-Wikipedianer.

Nach begrüßenden und einführenden Worten des Leiters der Bibliothek, Dr. Georg Ruppelt, präsentierte zunächst jeder der Referenten seine Arbeit.

Sebastian Sooth stellte noch einmal dar, was der Unterschied zwischen Wikipedia und Wikimedia ist und welche Aufgaben Wikimedia Deutschland e.V. hat, nämlich insbesondere die Förderung freien Wissens, sowohl durch Bereitstellen einer Infrastuktur, aber auch konkret mit Unterstützung von Freiwilligen etwa beim Digitalisieren von alten Fotos und Büchern. Neben der bekannten Wikipedia betreibt Wikimedia noch eine Reihe weiterer Projekte, darunter mit Wikimedia Commons ein gigantisches Archiv freier Mediendateien, das freie Wörterbuch Wiktionary uns andere. Außerdem unterstrich Sebastian noch einmal, was »frei« dabei meint, nämlich eine Weiternutzung aller Art, auch kommerziell, wenn die entsprechende Lizenz, Creative Commons BY-SA, eingehalten wird, also der Name des Urhebers genannt und das Werk zu den gleichen Bedingungen weitergegeben wird.

Christoph Meineke war der nächste Redner. Er ist seit 2006 Bürgermeister der Gemeinde Wennigsen, 15 Kilometer südwestlich von Hannover gelegen. Mit ihren etwa 15.000 Einwohnern ist sie die zweitkleinste Gemeinde in der Region Hannover, bei Wikipedia ist sie jedoch vorne mit dabei. Der Bürgermeister höchstselbst ist Wikipedianer und schreibt gelegentlich Artikel über seine Gemeinde, um nach der Arbeit »zu entspannen«. Wennigsten biete einige Highlights, die man auch in der Wikipedia darstellen wolle, darunter die Wiedergründung der SPD nach dem Zweiten Weltkrieg oder Wennigsen als Geburtsort des Berühmten Knigge.

Im Jahr 2011 hat Wennigsen erfolgreich am Foto-Wettbewerb Wiki Loves Monuments teilgenommen, bei dem Wikipedianer europaweit Kultur- und Naturdenkmäler fotografieren und in die Wikipedia einpflegen.1 Gezielt wurden Wennigser Bürger eingebunden und zum Mitmachen aufgefordert: Mitarbeiter des Heimatmuseums, Eigentümer der Baudenkmäler, Fotografen, und schließlich der Bürgermeister selbst engagierten sich und machten mit. Ein professioneller Fotograf hat sogar einen Workshop zum Thema »Denkmalfotografie« angeboten. So wurde das Projekt ein voller Erfolg. Rund 300 Bilder wurden hochgeladen, neue Artikel zur Wennigser Geschichte verfasst und – ein nicht unwesentlicher Punkt – neue Autoren für Wikipedia gewonnen. Meineke erzählte, dass zu vielen der Denkmale selbst der Gemeindeverwaltung keine ausführlichen Informationen vorlägen. Dank Wikipedia müssten nun nicht mehr alte Denkmalkarten aus den Archiven gesucht werden, auf denen nur wenige Informationen handschriftlich in eine gestempelte Vorlage geschrieben und mit einem Schwarzweißfoto ergänzt sind. Stattdessen könne nun jedermann gut aufbereitete und bebilderte Artikel in Wikipedia finden.

Claudia Wilholt-Keßling ist Lehrerin und Mitarbeiterin des Landesinstituts für schulische Qualitätsentwicklung. Sie stellte ein Projekt vor, das Wikipedia und Schule näher zusammenbringen soll. Schüler nutzten die Wikipedia häufig sehr unreflektiert. Sie seien der Meinung, es genüge, zur Vorbereitung auf ein Referat oder bei Nachschlage-Aufgaben, den entsprechenden Wikipedia-Artikel lediglich auszudrucken und mitzubringen oder die Inhalte 1:1 zu übernehmen. So würden die Texte kaum tatsächlich gelesen. Das Projekt stellt sich nun die Frage, wie das geändert werden kann. Dabei ist zunächst einmal eine Leseförderung wichtig. Die Schüler müssen lernen, mit dem Medium Wikipedia kritisch umzugehen. Langfristig soll dieser Reflexionsprozess in eigener Artikelarbeit münden. Dadurch findet eine intensive Auseinandersetzung mit einem Thema statt und die Schüler erarbeiten Inhalte selbst, was auch im Sinne der Lernforschung ist. Darüber hinaus sieht Claudia in der Schule eine Möglichkeit, auch Mädchen zur Mitarbeit zu bewegen und so das fatale Defizit weiblicher Autoren bei Wikipedia (die etwa 10 Prozent ausmachen) zu verringern. Dabei muss jedoch eine kleinschrittige Progression eingehalten werden: Zuerst sollten die Schüler kleine Ergänzungen und Änderungen vornehmen, bevor sie dann Bilder einbinden oder gar eigene Texte schreiben. Unterstützt von WMDE und dem Kulturinisterium Niedersachsens und begleitet von Prof. Dr. Silke Grafe, Unterrichtsforscherin in Bochum, findet das Projekt als Modellversuch an fünf Schulen in Hannover statt.

In der anschließenden Diskussion kamen im Wesentlichen zwei Fragen auf:

  • Was können Personen tun, die sich plötzlich in der Wikipedia wiederfinden, womöglich gar mit falschen Angaben über sie? – Hier wurde darüber diskutiert, ob eine lebende Person es absegnen muss, in Wikipedia zu erscheinen. Das wurde mit Hinblick auf die so genannten Relevanzkriterien verneint, die als Filter dienen sollen, damit nur Personen mit einem gewissen Mindestwert an öffentlichem Interesse in Wikipedia erscheinen. Ärgerlich sind falsche Angaben natürlich trotzdem immer und müssen – mit Belegen – geändert werden.
  • Zweitens: Warum Wikipedia und nicht ein privater Blog oder eine Website? Die Antwort des Bürgermeisters machte das Potenzial des Projekts deutlich. Eine Gemeindeverwaltung könne gar nicht leisten, was etwa der Fotowettbewerb Wiki Loves Monuments leiste. Außerdem könne man mittels Wikipedia besser herausfinden, für was sich eigentlich die breite Bevölkerung interessiert. Anhand der Zugriffsstatistiken sei es möglich, das Interesse an einzelnen, auch ganz spezischen Themen abzufragen.

Insgesamt war die Veranstaltung gelungen und war hoffentlich in der Lage, einige der Anwesenden zu begeistern und dazu zu bringen, ihr Wissen bei Wikipedia einzubringen.

Ferkeltaxe und andere Kuriositäten

Heute ist Sonntag. Und Sommersaison. Deshalb habe ich wieder ein bisschen Niedersachen erkundet und bin Bahn gefahren. Ein Tagesbericht in vier Etappen.

Ferkeltaxe

Startpunkt: Banhnhof Rinteln Nord

Auf der etwa 20 Kilometer langen Bahnstrecke von Rinteln nach Stadthagen, auf der eigentlich kein Personenverkehr mehr stattfindet, gibt es im Sommer touristische Fahrten mit einem historischen Schienenbus, der aufgrund seiner Farbe und Gestalt auch gerne Ferkeltaxe genannt wird. Und so habe ich mich entschlossen, heute bei einer dieser Fahrten dabei zu sein.
Also bin ich früh aufgestanden (ja, richtig, an einem Sonntag sogar!) und um kurz nach neun Uhr in Göttingen losgefahren, Umstieg in Elze, dann weiter nach Rinteln. Das ist im Weserbergland gelegen, ganz nah an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen (Heimat!). Der Museumszug startet nicht im DB-Bahnhof, sondern in Rinteln Nord, aber dieser Bahnhof ist direkt nebenan. Die 35 Minuten Aufenthalt habe ich damit verbracht, mir die Umgebung etwas anzuschauen, was allerdings nicht sehr ergiebig war, denn die Altstadt ist ein Stück entfernt. Was ich aber gefunden habe, war eine Bäckerei-Filiale. So eine, wie sie in Discountermärkte eingebaut sind. Das Frühstück war gesichert. Mir tönte zwar ein »Ich hab’ schon geschlossen« entgegen, denn es war Schlag elf. Ein Croissant (nein, Hörnchen) habe ich dann doch noch bekommen. Die Kundin die kam, als ich rausging, musste dann auch da bleiben, draußen.

So, nun fuhr endlich der Schienenbus ein. Eine Gruppe von vier Briten (oder zumindest hörte sich ihr Englisch very British an) war auch an Bord, sonst gab es aber keine weiteren Fahrgäste. Ich setzte mich direkt hinter den Triebfahrzeugführer und hatte so einen tollen Ausblick auf die Strecke und konnte nebenbei mit den Freiwilligen des Vereins ein bisschen plaudern. (mehr …)