About my dream

Normalerweise weiß ich nie, was ich geträumt habe. Ich hab echt keine Ahnung, und nur ganz selten hab ich beim Aufwachen eine Idee von einem Traumbild. So war es heute. Allerdings war der Traum sehr kurz (oder zumindest meine Erinnerung an ihn ist es) und seltsam – Interpretationen können gerne ins Kommentarfeld:

Ich bin auf irgendeinem Berg, wo es rundherum überall sehr tief in den Abgrund geht. Wegen meiner Höhenangst bin ich deshalb weit weg davon, irgendwo in der Mitte der Kuppe. Keine Ahnung, was ich da mache und warum ich überhaupt da bin. Es stürmt und regnet. Irgendwelche Menschen stehen am Abgrund und verhalten sich, als würden sie von einem Aussichtspunkt die Umgebung betrachten, obwohl man heute wegen des Wetters die Hand nicht vor seinen Augen sieht. Einer von ihnen will mich immer in Richtung Abgrund zerren, um mich der Gruppe anzuschließen. Ich wehre mich mit allen Kräften, aber am Ende ist er stärker. Ich bin also am Abgrund, meine Knie zittern, ich atme wild. Dann sehe ich in weiter Ferne den Herkules. Als ich mich umdrehe und nach oben schaue, sehe ich eine überdimensionierte Kopie der Herkulesfigur, die bis in den Himmel zu ragen scheint und zu dem »echten« Herkules zeigt, mit einem gigantischen Arm.

Hessencourrier und Bahnhofsfest in Naumburg

Wie auch letzte Woche, war bei mir auch heute wieder Bahntag. Die häufen sich in letzter Zeit irgendwie.
Heute ging es über die 33,4 km lange Bahnstrecke Kassel–Naumburg in Nordhessen. Die Strecke wurde 1904 eröffnet und bis 1977 im regulären Kleinbahn-Personenverkehr betrieben. Heute finden in der Sommersaison etwa einmal monatlich Museums-Dampffahrten statt.

Die Strecke weist (mindestens) zwei Besonderheiten auf:

  • Zum einen wird sie auf dem Abschnitt von Altenbauna nach Großenritte auch von der Straßenbahn Kassel benutzt (nicht der RegioTram). Es ist schon schön, in den Gesichtern der an Haltestellen wie Altenbauna Kleingartenverein auf die Straßenbahn Wartenden wohlwollende Freude festzustellen, wenn man im Dampfzug vorbeiklappert.
  • Zweitens gibt es Abschnitte, die über eine doch erhebliche Steigung verfügen: Zwischen Elgershausen und Hoof bewältigt der Zug eine Steigung von 1:35, gewinnt also einen Höhenmeter pro 35 Meter Strecke. Für Eisenbahnverhältnisse ist das schon einiges. Und 29 Promille klingt auch für die alkoholaffinen Mitleser nach einer Hausnummer.

Die Fahrt startete um 11:10 Uhr ab dem Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe Süd, ein Freund von mir und ich waren gute 20 Minuten vor der Abfahrt da und der Zug stand schon bereit. Wir hatten überlegt, ob wir Tickets reservieren sollten, dann aber darauf verzichtet, weil wir dachten, der Andrang sei schon nicht so riesig. Falsch gedacht! Im Rahmen der Entdeckertage Nordhessen wurde ordentlich Werbung gemacht und so hatten sich einige Entdecker am Bahnhof versammelt. Und die Fenster waren größtenteils mit Reservierungen zugeklebt. Zum Glück haben wir dann doch noch einen Platz gefunden und es ging endlich los. (mehr …)

Ferkeltaxe und andere Kuriositäten

Heute ist Sonntag. Und Sommersaison. Deshalb habe ich wieder ein bisschen Niedersachen erkundet und bin Bahn gefahren. Ein Tagesbericht in vier Etappen.

Ferkeltaxe

Startpunkt: Banhnhof Rinteln Nord

Auf der etwa 20 Kilometer langen Bahnstrecke von Rinteln nach Stadthagen, auf der eigentlich kein Personenverkehr mehr stattfindet, gibt es im Sommer touristische Fahrten mit einem historischen Schienenbus, der aufgrund seiner Farbe und Gestalt auch gerne Ferkeltaxe genannt wird. Und so habe ich mich entschlossen, heute bei einer dieser Fahrten dabei zu sein.
Also bin ich früh aufgestanden (ja, richtig, an einem Sonntag sogar!) und um kurz nach neun Uhr in Göttingen losgefahren, Umstieg in Elze, dann weiter nach Rinteln. Das ist im Weserbergland gelegen, ganz nah an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen (Heimat!). Der Museumszug startet nicht im DB-Bahnhof, sondern in Rinteln Nord, aber dieser Bahnhof ist direkt nebenan. Die 35 Minuten Aufenthalt habe ich damit verbracht, mir die Umgebung etwas anzuschauen, was allerdings nicht sehr ergiebig war, denn die Altstadt ist ein Stück entfernt. Was ich aber gefunden habe, war eine Bäckerei-Filiale. So eine, wie sie in Discountermärkte eingebaut sind. Das Frühstück war gesichert. Mir tönte zwar ein »Ich hab’ schon geschlossen« entgegen, denn es war Schlag elf. Ein Croissant (nein, Hörnchen) habe ich dann doch noch bekommen. Die Kundin die kam, als ich rausging, musste dann auch da bleiben, draußen.

So, nun fuhr endlich der Schienenbus ein. Eine Gruppe von vier Briten (oder zumindest hörte sich ihr Englisch very British an) war auch an Bord, sonst gab es aber keine weiteren Fahrgäste. Ich setzte mich direkt hinter den Triebfahrzeugführer und hatte so einen tollen Ausblick auf die Strecke und konnte nebenbei mit den Freiwilligen des Vereins ein bisschen plaudern. (mehr …)

Metronom

(Dieser Eintrag wird ziemlich lang und er interessiert bestimmt nicht so viele, aber ich will ihn doch mal loswerden)

Tick, tack, tick, tack. So gibt ein Metronom den Takt an. Hier geht es allerdings nicht um das Instrument, das vor allem Musikern eine Hilfe ist, sondern um das gleichnamige Eisenbahnunternehmen in Niedersachsen. Vor allem bei Reisen aus der Göttinger Provinz in die (Landes-) Hauptstadt ist man auf den Metronom angewiesen, die Strecke ist fest in blau-gelber Hand.

Bisher war ich auch der Meinung, dass der Metronom ein Unternehmen ist, das sich, insbesondere in puncto Kundenservice, deutlich positiv von seinen Mitbewerbern abhebt. Manchmal ging mir sogar die Freundlichkeit des Personals etwas zu weit. Wenn nach der computerstimmernen Ansage des nächsten Haltes jedes Mal ein vom Lokführer in die Anlage geheucheltes »Sehr geehrte Fahrgäste, in Banteln steigen Sie dann bitte in Fahrtrichtung links aus. Wir wünschen Ihnen einen schönen Tag« ertönt, nervt das auf Dauer.

Außerdem darf in Metronom-Zügen kein Alkohol getrunken werden. Abgesehen davon, dass ich so eine Regelung durchaus skeptisch sehe (sollte die Bahn nicht gerade eine Alternative zum Auto sein, wenn man trinken will? Und wo ist dann der Unterschied, ob man im Zug selbst trinkt oder schon vorher und dann hackestramm mitfährt?), muss natürlich auch ständig darauf aufmerksam gemacht werden: »Meine Damen und Herren. Wir möchten Sie noch in eigener Sache darauf aufmerksam machen, dass in sämtlichen Metronom-Zügen ein generelles Alkoholverbot besteht. Deshalb ist auch in diesem Zug das Bereitstellen sowie der Konsum alkoholischer Getränke untersagt.«

Gut, jetzt komme ich aber zum Kern dieses Eintrags hier. Es ist schon eine Weile her, aber ich bin nicht früher dazu gekommen, es aufzuschreiben. (mehr …)

Schlagwörter: ,

Vier Äpfel

Der »Stadtschreiber« David Wagner war letzte Woche zu Gast am Fachbereich Deutsche Sprache/Deutsche Philologie der Universität Turku (die Veranstaltung fand jedoch im Uni-Hauptgebäude statt, genauer im Hörsaal 2, der übrigens von einer Bank genamenssponsert wird). Er hat dort aus seinem Roman Vier Äpfel gelesen und sich der Diskussion mit Studierenden des Fachs Deutsch gestellt, die das Buch zuvor in einem Seminar besprochen hatten. Jetzt waren sie aneinandergereiht und mit ihren Exemplaren der Vier Äpfel in der Hand auf einem kleinen Podest versammelt, Wagner in ihrer Mitte. Er bemerkte sofort, dass ein Student keine gedruckte Ausgabe seines Romans, stattdessen einen E-Book-Reader, in den Händen hielt. Das verleitete ihn zu dem Hinweis, dass sich nach dem Absatz von 12000 Hardcover-Exemplaren gerade einmal vier elektronische Ausgaben verkauft hatten.

Wagner, der selbst unter anderem Literaturwissenschaft studiert hat, gestand gleich zu Beginn, dass er selbst nicht genau wisse, was man sich genau unter einem »Stadtschreiber« vorzustellen habe, jedenfalls handele es sich dabei um ein Projekt des Goethe-Instituts. Er sei zu Gast in Helsinki und solle nun ein wenig über seine Eindrücke bloggen. Untergebracht auf einem der Touristenmagnete der Hauptstadt, der Festungsinsel Suomenlinna, tut er genau das und berichtet über Sonderbar-Finnisches.

Doch zurück in die alte Hauptstadt, nach Turku. Vier Äpfel thematisiert die europäische Konsumkultur aus der Perspektive eines Protagonisten, den der Leser bei einem Einkauf im Supermarkt begleitet und der, von der ganz eigentümlichen Welt des Supermarktes angeregt, teilweise gar philosophische Betrachtungen über Konsum anstellt. Das Werk beginnt mit dem Eintritt des Protagonisten in diese sonderbare Sphäre und endet mit dem Verlassen des Supermarktes. Der Ich-Erzähler fühlt sich gefangen, nachdem er den Einkaufswagen gelöst und durch die orangefarbenen Plastikzungen geschoben hat und selbst durch das metallene Drehkreuz, das kein Zurück erlaubt, geschleust ist. Als er jedoch vier Äpfel abwiegt und feststellt, dass sie exakt 1000 Gramm wiegen, vermutet er eine gewisse Magie in diesem Ort.

Die Supermarktregale erlauben keine Lücke, statt dessen erzeugen sie eine Schlaraffenland-Atmosphäre, in der das Zuviel regiert: »So viel zu essen, und ich habe gar keinen Hunger, so viel zu trinken, und ich habe gar keinen Durst.«, lässt der Erzähler verlauten. Gleiches gilt etwa für Shampoos, »eigentlich will man sich nur die Haare waschen, aber da muss man von 120 Shampoos eines auswählen«, heißt es da. Dabei lässt Wagner seinen Entdecker deren Namen analysieren, die meist Begriffe wie health oder repair enthalten und der Protagonist bemerkt, dass die Form der Shampooflaschen sich genau dann ändert, wenn man sich gerade an ein Aussehen gewöhnt hat und in der Lage ist, die Stammsorte im Regal ausfindig zu machen. Das nimmt er zum Anlass, daraus Anmerkungen über die Kultur, in der so etwas stattfindet, als Ganzes abzuleiten.

Immer wieder wird der Gang durch den Supermarkt verwoben mit Erinnerungsfetzen, vor allem an eine ehemalige Liebhaberin der Hauptperson, die nur aus deren Retrospektive heraus konstruiert wird und daher kryptisch und schemenhaft bleibt, was sich auch an ihrem Namen äußert  »L.« (beim Vorlesen dachte ich, ihr Name sei Elle). Sie tritt etwa in Erscheinung, wenn es um ihr Lieblingsshampoo geht, das noch immer im Bad des Protagonisten steht oder wenn er sich um sich zu »bestrafen«, wie er es nennt  täglich mit Tiefkühlpizza versorgt.

Wenn die Studierenden Fragen stellen, die sich mit der Intention des Autors befassen und erklärt haben wollen, warum diese Stelle so aussieht, in jenem Kapitel  diese Wörter erscheinen, dann scheint eine gewisse Selbstironie in Wagners Antworten durch. Er stellt fest, dass er »die Literaturwissenschaft beiseite lassen« müsse, weil er sonst keinen Roman schreiben könne. Außerdem sei das Buch ja schon 2009 erschienen und weit davor entstanden (in dieser Zeit sind die »Charaktere zu ihm gekommen«), weshalb es ihm vorkomme, »aus einem fast fremden Buch zu lesen«. Zu einer Aussage bezüglich seiner Intention lässt sich der Gast schließlich doch hinreißen, wenn er sagt, dass er einen Supermarkt »nachbauen« wollte: die Kapitel sollten den Fluss der fließenden Regale abbilden, weshalb das Buch weitestgehend absatzfrei ist. Allerdings müsse man in einem Supermarkt ja auch gelegentlich um die Ecke biegen, sodass auch im Buch kurze Unterbrechungen dieser Linearität in Ordnung seien. Vielleicht ist das aber auch eine retrospektive Interpretation eines Literaturwissenschaftlers, der sich mit seinem eigenen Autor-Sein auseinandersetzt und fragt: »Wie kommt es eigentlich, dass ein Buch dann so aussieht?«

 

 

Die spinnen, die Finnen

Am Mittwoch war der aus dem Rheinland stammende, aber seit einigen Jahren in Finnland lebende (und lehrende) Autor Dieter Hermann Schmitz zu Gast in einem Seminar der Turun Kauppakorkeakoulu über Interkulturelle Kommunikation, um aus seinem Roman Die spinnen, die Finnen zu lesen und sich der Diskussion mit dem Publikum zu stellen. Der Seminarraum 07 der School of Economics war bis auf den letzten Platz gefüllt einige Interessierte mussten gar Stühle aus dem Cafeteriabereich entführen und im Publikum gab es eine gute Mischung von Finnen und Deutschen. (mehr …)