Endlich ein neuer Beitrag für die Kategorie »Genervt«:
Ich gehe in den Supermarkt, schon von der langsam hinabgleitenden Rolltreppe kann ich sie sehen. Da stehen sie in Rot neben ihrem gleichermaßen roten Infostand und fragen die vorbeiziehenden Leute, ob sie nicht mal zweidrei Minuten Zeit hätten. Für die Malteser.
Ich sage dem jungen Mann, dass ich weitergehe, weil ich solche Überfall-Manöver nicht mag. Er sagt, sie könnten ja nicht anders, ich wünsche »aber trotzdem noch viel Erfolg« und gehe weiter. Nach dem Bezahlen habe ich noch das Vergnügen, ein zweites Mal, dieses Mal von seiner Kollegin, angesprochen zu werden. Ich bin erkennbar genervt: »Haben Sie vielleicht einen Moment Zeit?« – »Nein!« – »Ach so. Auch nicht nur zwei oder drei Minuten?« – »Nein! Also ja, ich hätte schon Zeit, aber ich habe keine Lust, mich anquatschen zu lassen, aus Prinzip.« – »Ach so.«
Mittlerweile setze ich mich kaum noch inhaltlich mit dem Anliegen dieser Werber auseinander, ich gehe einfach weiter. Dabei lasse ich mich doch oft noch in Dialoge verwickeln, die mich in einen Rechtfertigungszwang bringen. Manchmal stehe ich dann wirklich lange da und argumentiere, warum ich weitergehen will. Statt über deren eigentliches Thema zu reden, quasseln wir dann über sowas und andere mögliche Geldgeber ziehen vorbei.
Die Malteser kennt man ja einigermaßen. Einmal hat mich aber auch jemand von irgendeiner unbekannten Kinderschutz-Organisation angesprochen. Kinderschutz. Das geht ja immer. Ich hab ihm dann auch in einem längeren Gespräch gesagt, dass ich mich erstmal über die Organisation informieren möchte. Er, ein klassisches Argument, entgegnete, dass das die meisten ja eh nicht machen. Ich habs gemacht und bin dabei auf dubiose Machenschaften (Veruntreuung von Vereinsgeldern) einer ehemaligen Vorsitzenden des Vereins gestoßen. Kann sein, dass das zu dieser Zeit längst nicht mehr aktuell war, aber trotzdem war ich froh, dass die kein Geld von mir gekriegt hatten.
Es ist ja nicht so, dass ich gesellschaftlich nichts tue. Ich bin (meist zugegebenermaßen eher passives) Mitglied in verschiedenen zivilgesellschaftlichen Organisationen, darunter sind diverse Heimatvereine, Wikimedia Deutschland und eine Partei. Zum Glück kann man sich noch aussuchen, was man unterstützt. Ich eben lieber freies Wissen (ein ziemlich hohes Gut, wie ich finde) und lokale Vereine, die sich um regionale Kultur kümmern. Andere können ja gerne alle Tier-, Kinder- und Naturschutzorganisationen unterstützen. Aber ich hab keine Lust, mir von denen ein nachhaltig vorhandenes schlechtes Gewissen eintrichtern zu lassen. Vielleicht mach ichs mir zu einfach, wenn ich einfach weitergehen und denen das auch direkt sage. Andererseits finde ich das auch fairer, als deren Kräfte zu binden, sie mir alle ihre Projekte darstellen zu lassen, nur, um dann am Ende sowieso in > 95 % der Fälle – ohne, dass ich das Unterstützerformular ausgefüllt hätte – weiterzugehen.
- 18. September 2012, 14:37:52 [Aktuelle Revision] von kweku
- 18. September 2012, 14:37:52 von kweku
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