Masterarbeitsthemenfindungsdings

Mein Studium der Interkulturellen Germanistik könnte schon längst zuende sein. Ist es auch fast, aber der krönende Abschluss steht noch bevor. Er nennt sich Masterarbeit und macht mit 30 CP gleich ein Viertel des Gesamtvolumens aus. Seit dem Wintersemester 2010 studiere ich nun dieses Fach, das mich immer noch nicht so recht überzeugt hat, doch dazu irgendwann mal mehr – wenn ich die Urkunde in den Händen halte … 😉

Verworfener Plan

In besagte Masterarbeit wollte ursprünglich eine wp:Diskursanalyse| (mittels DIMEAN, eher keine kritische) zum Thema »Mehrsprachigkeit in EU-Institutionen« durchführen, wo ich untersuche, wie über Mehrsprachigkeit in EU-Institutionen gesprochen wird, vielleicht mit besonderem Fokus auf den wp:EuGH|. Da sich, wenn ich das richtig sehe, viele Sprachwissenschaftler immer mal wieder mit dem Thema befasst haben, wollte ich mich stärker den (reinen) Juristen widmen, die also mit (rechts)linguistischen oder sprachphilosophischen Fragen weniger zu tun haben. Um die Suche einzugrenzen, habe ich das Europäische Jahr der Sprachen 2001 als Anfangspunkt genommen und versucht, Aufsätze aus juristischen Fachzeitschriften seit 2000 zu finden. Da ich freilich nicht alles lesen kann, konnte ich nur nach den Titeln filtern und habe nur äußerst wenig gefunden. Nur sechs Artikel, die sich eher global mit dem Thema beschäftigen und nicht Einzelnormen oder konkrete Urteile des EuGH untersuchen. Das war zu dürftig, weshalb ich dann überlegt hatte, zu schauen, wie das Thema der Mehrsprachigkeit in EU-Organen politisch betrachtet wird, wozu ich Wahlprogramme untersuchen wollte. Vermutlich hätte sich aber eine ähnlich dünne Materialsammlung gefunden. Außerdem wäre ich ohnehin nicht in der Lage gewesen, eine europäische Perspektive einzunehmen, allein wegen mangelnder Fremsprachenkenntnisse, weshalb ich ohnehin beim deutsch(sprachig)en Raum hängengeblieben wäre.

Und nun?

Letztes Semester habe ich die Vorlesung »Einführung in die kulturanthropologische Tourismusforschung« von Regina Bendix angeschaut. In den ersten Sitzungen dachte ich immer wieder Sätze wie »Oh! Das wäre sicher auch ein spannendes Thema für die Masterarbeit!« – jedenfalls fand ich viele der dort ver- und behandelten Themen spannend. So kam mir dann kürzlich die Idee, mich in meiner Arbeit mit Reiseführern zu beschäftigen und eine diachrone Analyse durchzuführen, die u.a. (vielleicht) folgende Aspekte abdecken könnte:

  • Wie wird (vor allem sprachlich, aber ggf. auch darüber hinaus) eine Fremde/Fremdheit der Destination inszeniert?
  • Welche Stereotype gibt es und wie reproduzieren und wandeln sie sich im Laufe der Zeit?
  • Was kann man bezüglich der Textstruktur und ihrer Funktionalität allgemein sagen, wie sieht es mit Text-Bild-Beziehungen aus?

Als Untersuchungsobjekt schwebt mit der klassische wp:Baedeker-Reiseführer| vor, der schon seit 1832 existiert. So lassen sich alte Ausgaben aus dem 19. Jahrhundert mit heutigen vergleichen. Klug wäre es, sich auf eine Region zu beschränken, interessanterweise auf »exotische« Pufferregionen wie etwa Ägypten oder Konstantinopel. Leider gibt es von diesen Gegenden nur wenige frühe Ausgaben, dann eine lange Lücke, bis die Reihe Allianz-Baedecker in den 1980ern einsetzt. Das ist natürlich unbefriedigend, lassen sich schließlich so eher die Extreme miteinander vergleichen und weniger eine Entwicklung nachzeichnen. Bei Italien sieht die Sache immerhin etwas besser aus, rechnet man Autoreiseführer aus den 1950er-Jahren dazu, lässt sich schon eine hübsche Reihe aufstellen und die Lücke so etwas verkleinern. Manche der alten Exemplare sind in der hiesigen Uni-Bibliothek vorhanden, andere sogar online verfügbar. Für manche muss ich allerdings noch ein bisschen graben.

Mal gucken, wie lange mir das Thema noch gefällt, aber noch bin ich optimistisch und verhalten motiviert.

Kategorien: Deutsch, ProjektMA, Reiserei

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