Lehr- und Infoclips

Jetzt ist es schon mehr als eine Woche her, dass ich den letzten Werkstattkurs für das ZESS-Medienkompetenzzertifikat besucht habe. Hier endlich ein paar Worte dazu:

Montag

Nach und nach trudeln die Kursteilnehmer ein, um kurz nach 9 Uhr gehts los. Zunächst mit einer Vorstellungsrunde. Das finde ich gut, denn so kann man die anderen gleich auch fachlich ein bisschen einsortieren. Beim Printkurs hatte mir das ein bisschen gefehlt. Außerdem stellt die Dozentin das Programm für die drei Tage vor. Auch eine Kleinigkeit, die aber meiner Meinung nach sehr wichtig ist.

Zunächst rekapitulieren wir nochmal, warum Bilder eigentlich so wirken, wie sie es tun.1 Zum einen liegt es daran, dass die – im Gegensatz zum Text – nicht linear wahrgenommen werden, sondern schnell und buchstäblich »auf einen Blick«. Außerdem bleiben sie haften, nicht zuletzt, weil jeder Bilder anders mit seinem Wissen und Erfahrungen verknüpft. Bilder zeigen also immer auch etwas Unsichtbares, das der Betrachter persönlich hineininterpretiert. Bewegte Bilder nun, aus denen ein Film entsteht, überzeugen deshalb, weil sie dynamisch und schnell sind und realistisch wirken. Einem Film glaubt man eher, dass er die Realität abbildet – und manchmal hält man den Film selbst vielleicht für die Realität. Die Kamera ist dabei nicht nur notwendiges Instrument, sondern auch ein Hilfsmittel, mit dem man spielen kann, in dem Einstellungsgrößen und Perspektiven verändert werden.

In der darauf folgenden ersten Übung sollten wir etwas Unsichtbares darstellen. Dazu bekam jede Gruppe einen abstrakten Begriff, den sie in fünf Verschiedenen Bildern mit unterschiedlichen Einstellungen darstellen sollte. Dabei ist ganz klar, dass auf das Vorwissen der Betrachter aufgebaut werden muss und sich so allgemein bekannte Assoziationen nutzen lassen. Wir sollten den Begriff »Ruhe« darstellen und haben dafür etwa einen leeren Flur, einen Blick aus dem Fenster oder einen Baum fotografiert. Leider wurde der Begriff von den anderen nicht erraten. Das liegt allerdings daran, dass sich viele angrenzende Begriffe (»Leere«, »Entspannung«, …) mit denselben Bildern darstellen lassen und nichts trennscharf und exklusiv auf »Ruhe« hingewiesen hat. Insgesamt ist, wie gesagt, wichtig, dass jeder etwas unterschiedliche Assoziationen mit einem Bild hat, aber Bilder fast immer in der Lage sind, zu emotionalisieren. Um das zu verdeutlichen, sehen wir ein Huhn in vier verschiedenen Formen, zweimal als Masthuhn, ohne Federn und mit krankem Anschein, einmal als Burger und schließlich als Küken, das in einem Burger sitzt.

Lotte macht darauf aufmerksam, dass sich in vielen Fällen, bei Fotos, aber bei Filmen allemal, das Querformat anbietet, weil unsere Augen nebeneinander liegen, man also bei diesem Format mehr auf einmal wahrnehmen kann. Das Bild als Medium zu begreifen ist wichtig, um den Film zu verstehen, denn so, wie Wörter einen Satz bilden, bestehen Filme aus einzelnen Bildern.

Bei einer zweiten Übung sollten jede Gruppe die jeweils gleichen Fotos einem anderen Satz zuordnen und eine zu diesem Satz passende Reihenfolge bestimmen (Prozessauflösung). Hier hat sich gezeigt, dass der Kontext einmal mehr sehr entscheidend ist. Dasselbe Bild erscheint je nach Text ganz anders, man nimmt andere Details wahr, andere blendet man aus. Hier sieht man, wie manipulationsanfällig die Bilder dann letztenendes doch sind.

In einem letzten Block haben wir uns dem Kursthema etwas mehr angenähert. Nach dem KISS-Prinzip sollten Erklärfilme immer kurz und einfach sein und auch komplexe Themen herunterbrechen auf das Wesentliche. Erklärfilm ist demnach eine Oberkategorie, die Infoclips und Lehrfilme – nicht ohne Schnittmengen – zusammenfasst: erstgenannte geben Aufschluss, worum es geht. Infoclips informieren über einen Gegenstand und stellen einen Überblick dar. Lehrfilme hingegen sind konkrete Anleitungen und zeigen, wie etwas geht.

Die dritte Übung bestand darin, ein Interview zu führen, von dem allerdings nur die Antworten zusammengeschnitten werden. Unsere Gruppe sollte einen Film über die Vor- und Nachteile der Mobilfunktechnik drehen, dazu sollten mindestens drei Video-wp:Insert|Inserts eingefügt werden.

Damit war der erste Tag vorbei, ich habe noch nicht so viel Neues gelernt, vieles weiß man ja schon oder ich kannte es spätestens aus dem Grundkurs. Allerdings fand ich die praktische Arbeit und die Diskussionen darüber sehr ergiebig. Das hat Spaß gemacht! Am Dienstag sollte es um Animationstechnik gehen.

Dienstag

So kam es auch. Wir haben uns noch die Ergebnisse vom Vortag angeguckt. Hier hat Lotte den wichtigen Hinweis auf Persönlichkeits- und Urheberrechte gegeben: Videos dürfen nur hochgeladen und veröffentlicht werden, wenn die Rechte an Bildern und Musik geklärt sind und alle abgebildeten oder hörbaren Personen zugestimmt haben!

Anschließend haben wir uns der Animationstechnik Plain English gewidmet. Der Teminus geht zurück auf ein einfaches, verständliches Englisch. Übertragen soll auch der Animation möglichst eingängig sein. Dazu werden z.B. ausgeschnittene Schablonen benutzt und mit der Hand bewegt. Außerdem können handschriftliche Notizen ergänzt werden. So wirken die Videos manchmal etwas laienhaft, aber darin liegt auch deren Charme. Hier ein Beispiel, das Twitter in Plain English erklärt. Solche Filme bedürfen viel Planung, denn man muss genau wissen, welche Figuren und Requisiten man wann und in welcher Ausstattung benötigt. Und wenn man einmal einem Männchen ein anderes Gesicht aufgemalt hat, ist es dahin.

Wir sollten einen Erklärfilm in Plain English erstellen, meine Gruppe hat sich für die Frage entschieden, wie ein Spiegel funktioniert. Also haben wir Strahlen und Spiegel und Winkel und gespiegelte Objekte gezeichnet und abgefilmt. Was den Text angeht, so gab es Dissenzkussionen darüber, was überhaupt erklärt werden soll und an welcher Stelle welche Information kommt. Dabei konnte sich zm Glück die didaktisch wertvolle Progression durchsetzen. So sind wir nicht direkt mit dem Spiegel eingestiegen, sondern haben zuerst erklärt, warum man sich in einigermaßen glatten Flächen überhaupt spiegelt (z.B. in der Fensterscheibe), bevor wir dann im zweiten Schritt erläutert haben, warum der Spiegel besonders gut reflektiert (ultraglatte Alubeschichtung!). Leider gab es kurz vorm Ende ein Problem mit dem Schnittprogramm. Wir konnten zwar einiges wiederherstellen, aber die Reihenfolge der Szenen war durcheinander. Wir haben es leider nicht geschafft, den Clip fertigzustellen.

Mittwoch

Über den Mittwoch gibt es nicht viel zu sagen. Wir haben wieder Gruppen gebildet und einen letzten Film gemacht. Zu zweit habe ich mich mit einem Kollegen – mal wieder – den Göttinger Sieben gewidmet. Er hat lustige Zeichnungen gemacht und ich habe mich im Wesentlichen um den Text gekümmert. Das hier ist das Ergebnis:


(CC-BY-NC-SA Marc Schlote, Stefan Flöper)

Besonders diesen zweiten Teil fand ich interessant. Und mit dem Smartboard einen Film zu machen, macht wirklich Spaß. Mal sehen, ob ich damit mein Abschlussprojekt mache …

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  1. Die Folien dazu sind auch online zu finden: luiclips-Blog.
Kategorien: Allgemein, zessmkz

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